Der Hamburger SV kämpft in der Saison 2024/2025 erneut um den Aufstieg in die Bundesliga – und diesmal stehen die Chancen so gut wie lange nicht. Nach Jahren des Scheiterns wirkt die Mannschaft stabiler, der Kader ausgewogener und die Mentalität gefestigter. Unter Trainer Merlin Polzin präsentiert sich der HSV taktisch klar und offensiv ausgerichtet. Mit Davie Selke und Robert Glatzel verfügt das Team über ein starkes Sturmduo. Doch die Konkurrenz ist groß, der Druck bleibt hoch – und die letzten Spieltage werden zur Nagelprobe. Ob der HSV es 2025 wirklich schafft, hängt nun von Konstanz, Nervenstärke und etwas Glück ab.
Inhaltsverzeichnis
- Der ewige Aufstiegskandidat: Vom Bundesliga-Dino zum Zweitliga-Dauerbrenner
- Aktuelle Saison 2024/2025: Zwischen Hoffnung und Herausforderung
- Warum es bisher nie geklappt hat: Fünf Jahre, fünf Enttäuschungen
- Das Umfeld: Zwischen Fan-Euphorie und öffentlichem Erwartungsdruck
- Was diesmal anders ist – oder anders sein muss
- Prognose: Schafft der HSV 2025 den Aufstieg?

Der ewige Aufstiegskandidat Seit dem historischen Abstieg im Jahr 2018 wartet der Hamburger SV auf seine Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus. In jeder Saison seitdem galt der HSV als einer der Topfavoriten auf den Aufstieg, doch stets folgte die Ernüchterung. Mal war es ein bitteres Last-Minute-Drama, mal eine späte Formkrise, die den Traum platzen ließ. Auch 2025 stellt sich wieder die gleiche Frage: Wird es diesmal endlich klappen?
Aktuelle Saison 2024/2025: Zwischen Hoffnung und Herausforderung
Der HSV erlebt in der laufenden Zweitligasaison einmal mehr ein Auf und Ab – doch diesmal mit einem deutlich stabileren Kurs als in vielen Jahren zuvor. Nach 27 Spieltagen rangieren die Hamburger auf dem zweiten Tabellenplatz und befinden sich damit voll im Rennen um den direkten Aufstieg. Der Rückstand auf Spitzenreiter 1. FC Köln ist minimal, während mit Kaiserslautern, Paderborn und anderen Klubs gleich mehrere Teams im Nacken sitzen. Die Spannung an der Tabellenspitze könnte kaum größer sein.
Auch auf der Trainerbank hat sich im Laufe der Saison einiges getan. Nachdem Steffen Baumgart das Amt übernommen hatte, kam es im Spätherbst zu einer überraschenden Wende: Baumgart verließ den Klub, und sein bisheriger Assistent Merlin Polzin wurde zum Cheftrainer befördert. Unter seiner Führung stabilisierte sich das Team spürbar. Eine Serie ungeschlagener Spiele zu Beginn seiner Amtszeit brachte nicht nur wichtige Punkte, sondern auch neues Selbstvertrauen in die Mannschaft.
Besonders bemerkenswert war der knappe Heimsieg gegen den 1. FC Köln – ein echter Fingerzeig im Aufstiegsrennen. Gleichzeitig zeigte die darauffolgende Niederlage gegen einen direkten Konkurrenten, dass die Liga weiterhin unberechenbar ist und kein Team sich Ausrutscher leisten kann.
Im Angriff ist Davie Selke derzeit der auffälligste Spieler. Mit seinen Toren hat er maßgeblich zum aktuellen Tabellenstand beigetragen. Doch auch um ihn gibt es Diskussionen, denn seine Zukunft beim HSV scheint noch nicht abschließend geklärt zu sein – ein Thema, das Unruhe bringen könnte, wenn es sich in die entscheidende Saisonphase zieht.
Mit nur noch sieben Spieltagen vor der Brust kommt es nun auf jedes Detail an: Fitness, Form, Nervenstärke – und vielleicht auch ein Quäntchen Glück. Der HSV hat die Chance, es endlich zu schaffen. Doch er darf sich in diesem engen Aufstiegsrennen keinen Fehltritt erlauben.
Warum es bisher nie geklappt hat: Fünf Jahre, fünf Enttäuschungen
Seit dem Abstieg 2018 ist der Hamburger SV in jeder Saison mit dem festen Ziel gestartet, möglichst schnell in die Bundesliga zurückzukehren. Doch am Ende stand immer wieder die gleiche Erkenntnis: Es reicht nicht. Mal war es Pech, mal Selbstverschulden – oft eine Mischung aus beidem.
In den ersten beiden Jahren nach dem Abstieg war es vor allem der Einbruch in der Rückrunde, der den HSV den Aufstieg kostete. Mitten in der Saison sah es jeweils gut aus, doch im Schlussspurt gingen Nerven und Form verloren. 2022 war man schon so gut wie aufgestiegen, verlor dann aber in der Relegation gegen Hertha BSC. 2023 folgte das nächste Drama: In einem echten Herzschlagfinale wurde der HSV am letzten Spieltag von Heidenheim in der Nachspielzeit überholt – obwohl viele schon mit dem Aufstieg gerechnet hatten. Und 2024? Wieder nur Vierter – und das trotz eines der teuersten Kader der Liga.
Ein Muster zieht sich durch all diese Jahre: Der HSV hat es nicht geschafft, über eine ganze Saison hinweg konstant zu performen. Immer wieder gab es Trainerwechsel, Systemumstellungen und unerwartete Formtiefs. Besonders in den entscheidenden Wochen der Saison wirkte die Mannschaft oft blockiert, als würde die Angst vor dem Scheitern sie lähmen. Der große Name HSV schien dann nicht zu helfen – im Gegenteil: Die Erwartungshaltung und der Druck schienen immer größer zu werden.
Auch das Umfeld trug nicht immer zur Ruhe bei. Medien, Fans, Vereinsführung – häufig fehlte es an einer klaren Linie und langfristiger Planung. Aufstiegsträume wurden Jahr für Jahr neu formuliert, ohne dass wirklich aus den Fehlern gelernt wurde.
Ob der HSV aus dieser Vergangenheit endlich die richtigen Schlüsse gezogen hat? Die laufende Saison wird es zeigen. Die Voraussetzungen sind da – doch das waren sie auch schon zuvor.
Das Umfeld: Zwischen Fan-Euphorie und öffentlichem Erwartungsdruck
Der HSV ist nicht irgendein Zweitligist. Er ist ein Verein mit großer Geschichte, einer riesigen Anhängerschaft und einem Medieninteresse, das selbst manchen Erstligisten neidisch machen würde. Doch genau das ist Fluch und Segen zugleich.
Die Fans des HSV stehen ihrem Verein in bemerkenswerter Treue bei. Jahr für Jahr belegen die Hamburger Spitzenplätze in den Zuschauerstatistiken – selbst in der 2. Liga. Der Volkspark ist oft ausverkauft, und selbst bei Auswärtsspielen sind tausende HSV-Anhänger mit dabei. Diese Unterstützung kann ein echter Faktor sein, gerade in engen Spielen. Doch sie erzeugt auch einen gewaltigen Erwartungsdruck. „Nur der HSV“ ist längst mehr als ein Slogan – es ist ein Anspruch.
Auch die mediale Begleitung des Vereins ist intensiv. Jede Personalentscheidung, jeder Formknick, jeder Trainerkommentar wird auf die Goldwaage gelegt. In einem solch aufgeladenen Umfeld Ruhe zu bewahren, ist keine leichte Aufgabe – weder für Spieler noch für Trainer oder Verantwortliche.
In den vergangenen Jahren war dieser Druck oft ein Problem. Die Angst, es wieder nicht zu schaffen, schien in der heißen Saisonphase fast greifbar zu sein – auf dem Platz ebenso wie auf den Rängen. Schon kleine Rückschläge führten zu Unruhe, Diskussionen oder überhitzten Debatten. Gleichzeitig ist gerade diese emotionale Nähe auch eine Stärke des Vereins: Wenn es läuft, trägt die Stadt den HSV auf einer Welle der Euphorie.
Ein Schlüssel zum Erfolg könnte sein, diesen Spagat zu meistern: die Leidenschaft der Fans nutzen – ohne sich vom ständigen Aufstiegsmantra erdrücken zu lassen. In der aktuellen Saison wirken Mannschaft und Verantwortliche etwas gefestigter als in den Vorjahren. Ob das reicht, um den Teufelskreis zu durchbrechen?
Was diesmal anders ist – oder anders sein muss
In der Saison 2024/2025 zeigt der Hamburger SV deutliche Veränderungen, die Hoffnung auf einen erfolgreichen Aufstieg machen. Der Kader wurde gezielt verstärkt und präsentiert sich nun ausgewogener und stabiler.
In der Defensive sorgt Kapitän Sebastian Schonlau für Führung und Stabilität. Unterstützt wird er von Neuzugängen wie Silvan Hefti und Lucas Perrin, die beide internationale Erfahrung mitbringen und die Abwehr weiter festigen. Auf den Außenpositionen bringen Miro Muheim und William Mikelbrencis Dynamik und Tiefe ins Spiel.
Im Mittelfeld agiert Jonas Meffert als verlässlicher Sechser, der das Spiel lenkt und für Balance sorgt. Ludovit Reis und Levin Öztunali ergänzen das Zentrum mit Kreativität und Offensivdrang, während Immanuel Pherai und Marco Richter auf den Flügeln für Tempo und Durchschlagskraft sorgen.
Besonders bemerkenswert ist die Offensive: Mit der Verpflichtung von Davie Selke vom 1. FC Köln hat der HSV einen erfahrenen Stürmer gewonnen, der bereits mehrfach seine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt hat. Gemeinsam mit Robert Glatzel bildet er ein schlagkräftiges Duo, das variabel einsetzbar ist und gegnerische Abwehrreihen vor große Herausforderungen stellt. Unterstützt werden sie von Flügelspielern wie Ransford Königsdörffer und Bakery Jatta, die mit ihrer Schnelligkeit und Technik zusätzliche Optionen bieten.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Kontinuität auf der Trainerposition. Nach dem Wechsel von Steffen Baumgart zu Merlin Polzin hat sich das Team schnell an die neuen Impulse angepasst. Polzin setzt auf eine offensive Spielweise, die sowohl die individuellen Stärken der Spieler nutzt als auch für attraktiven Fußball steht. Diese klare Philosophie und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten könnten in den entscheidenden Phasen der Saison den Unterschied ausmachen.
Zudem zeigt sich die Mannschaft mental gefestigter als in den Vorjahren. Rückschläge werden schneller verarbeitet, und das Team präsentiert sich in kritischen Momenten geschlossen und entschlossen. Diese mentale Stärke, gepaart mit der Qualität des Kaders und einer klaren taktischen Ausrichtung, lässt die Hoffnung wachsen, dass der HSV in dieser Saison den langersehnten Aufstieg realisieren kann.
Prognose: Schafft der HSV 2025 den Aufstieg?
Der Hamburger SV befindet sich wieder einmal in einer vielversprechenden Ausgangsposition – und diesmal wirkt vieles reifer, durchdachter und stabiler als in den Jahren zuvor. Die Mannschaft ist nicht nur individuell stark besetzt, sondern auch taktisch klar strukturiert und mental gefestigter. Der neue Trainer Merlin Polzin hat es geschafft, frischen Wind hereinzubringen, ohne die grundlegende Ausrichtung zu verändern. Das Team spielt mit Mut, Überzeugung und der nötigen Balance.
Die Konkurrenz bleibt jedoch groß. Mit dem 1. FC Köln an der Tabellenspitze und Vereinen wie Kaiserslautern, Paderborn oder Düsseldorf im Verfolgerfeld ist der Spielraum für Fehler minimal. Die letzten sieben Spieltage werden ein echter Härtetest – körperlich wie psychisch. Jedes Spiel, jeder Punkt, jedes Tor kann über den Aufstieg entscheiden.
Positiv aus HSV-Sicht: Das Restprogramm ist anspruchsvoll, aber machbar. Zudem hat die Mannschaft gezeigt, dass sie gegen direkte Konkurrenten bestehen kann. Spieler wie Selke, Glatzel oder Pherai können in der heißen Phase den Unterschied machen – vorausgesetzt, sie bleiben gesund und in Form. Auch die Fans werden in dieser Phase wieder ein wichtiger Faktor sein. Die Unterstützung im Volksparkstadion könnte am Ende das Zünglein an der Waage sein.
Trotz aller berechtigten Hoffnung bleibt aber auch eine gesunde Portion Skepsis. Zu oft war der HSV schon nah dran, nur um am Ende erneut zu scheitern. Der Druck, endlich wieder erstklassig zu sein, schwebt über allem – und genau dieser Druck könnte zum Stolperstein werden, wenn die letzten Spieltage zur Nervenprobe werden.
Fazit: Die Chancen stehen gut wie lange nicht. Doch der HSV muss jetzt liefern – auf dem Platz, im Kopf und im ganzen Verein. Ob 2025 das Jahr der Rückkehr wird? Es liegt in den eigenen Händen.